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KÜNSTLERPORTRAIT – Das WIENER MOZART-TRIO. Die Familie Auner und sehr viel schöne Musik

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Das Wiener Mozart Trio Credit: Mozart Trio/ Cartagena Festival


KÜNSTLERPORTRÄT:
Das  W i e n e r   M o z a r t   T r i o – die Familie Auner und sehr viel schöne Musik

Das Wiener Mozart Trio, im Mozart-Jahr 1991 gegründet, reist in seiner Funktion als Musikbotschafter aus Österreich rund um die Welt. Gefragte Kammermusik, guter alter Familientradition folgend: Vater Diethard Auner ist der Cellist, Mutter Irina lenkt am Klavier, doch Sohn Daniel führt mit seiner historischen Guadagnini-Geige ‚Elias‘ seine Eltern an. Und dann ist noch ein erfolgreich musizierender Sohn im Hause: Thomas wandelt auf den Violoncello-Spuren seines Vaters.

Eine Winterreise führte das Wiener Mozart Trio zuletzt nach Kolumbien, in die historische Hafenstadt Cartagena. Nun, hier Winter, dort, nördlich des Äquators, wurde bei höchst angenehmen sommerliche Temperaturen unter freiem Himmel auf der Plaza San Pedro, im Teatro Adolfo Mejía oder in der barocken Kirche San Domingo, einem Baujuwel des 17. Jahrhunderts, aufgespielt. Das alljährliche Musikfest in Cartagena zählt zu den ganz großen Musikertreffs in Südamerika. Pianist Rudolf Buchbinder ist heuer an drei Abenden einer der  Stars in dieser so mediterran wirkenden Stadt, ganz im alten spanische Stil, gewesen. Und ebenfalls an drei Abenden hat das Mozart Trio in die Klangwelt der europäischen Musikkultur geführt: „Wiener Klassik“ mit Mozart, Haydn, Beethoven ist dieses Jahr beim XII Cartagena Festival Internacional de Música das große Leitthema für rund 250 Musiker wie an die 25.000 Zuhörer gewesen. 


Das Wiener Mozart Trio beim Musikfestival in Cartagena. Credit: Mozart Trio/ Cartagena Festival

Diethard Auner weist auf die Musikbegeisterung der Kolumbianer hin, schwärmt von der Athmosphäre des Festivals: „Musik liegt den Menschen hier im Blut. Klassische wie Populärmusik. In Asien ist oft zu merken, dass unsere klassische Musik nicht so ganz verstanden wird. Doch in Südamerika scheint die europäische Kunstmusik im Aufwind zu sein. Denken wir nur an Gustavo Dudamels musizierende Straßenkinder im staatlichen venezolanische Simon Bolivar-Jugendorchester. Oder an die Begeisterung des Festival-Publikums in Cartagena. Locker wird neben Mozart Tanzmusik genossen.“ Aber auch, diesbezüglich schnell einschränkend – denn das Mozart Trio musizierte anschließend in Panama: „Diese Geschäftsstadt dagegen ist so ganz und gar kein Musikzentrum – Banken, Reichtum und wirtschaftliche Hochblüte, US-Skyline und Styling, kulturell aber Null.“

Aktuell spielt das Trio die sechs Klaviertrios von Wolfgang Amadeus Mozart ein. Diethard Auner will es korrekt wissen, hat sich vorgenommen, diese Kompositionen musikwissenschaftlich genau zu erarbeiten. Aus der Krakauer Jagellonen-Universität, aus Berlin, Liechtenstein, der Österreichischen Nationalbibliothek hat er diese noch überlieferten Notenblätter angefordert, nach welchen anno dazumal Mozart mit seinen Musikern aufgeigte. Und die auf den vergilbten Papieren eingezeichneten Stricharten für Geige und Cello waren …. nun, sie waren anders als in den aktuellen Mozart-Gesamtausgaben zu lesen ist: Sie waren so eingezeichnet, dass die heute gepflegten weit rascheren Tempi gar nicht ausführbar gewesen wären. Somit: Es wird eine um einiges schnellere Spielweise als zu Mozarts Zeiten im heutigen internationalen Konzertbetrieb gepflegt.


Das Wiener Mozart Trio beim Musikfestival in Cartagena. Credit: Mozart Trio/ Cartagena Festival

Diethard Auner: „Mozart war Geiger. Er wußte, was richtig spielbar ist. Und er war ein spontaner Mensch, hat auf spontane Art komponiert. Er hat nie Skizzen gemacht, hat alles was er dachte sofort niedergeschrieben, gleich auch alle Stimmen der vorgesehenen Instrumente. Selten wurde von ihm etwas wieder durchgestrichen. Oft hat er ähnliche Phrasen mit unterschiedlichen Artikulationen geschrieben, absichtlich. Und diese darf man nicht angleichen, wie das oft ausgeführt wird. Wenn er ein anderes Mal wirklich eine ganz gleiche Phrasierung wollte, dann hat er die Noten nicht nochmals aufgeschrieben sondern vom Ausführenden verlangt, dass dieser zurück blättere und und so spielt wie zuvor.“

Zu einem Klaviertrio gehören neben der Violine auch ein Klavier und ein Violoncello. Auner: „Mozart war vor allem aber auch Pianist, und er wußte welche Artikulation für das Klavier besser als auf der Geige passt. Dies darf man ebenfalls nicht angleichen. Und schließlich haben oft auch Cello und Violine verschiedene Striche und Dynamik. Manchmal denkt Mozart eben das Cello zusammen mit dem Klavierpart, manchmal mit der Violine. Es hat alles Sinn, was er an unterschiedlichen Bogenstrichen notiert hat.“

Und noch weiters: Die Famile Auner gestaltet das heuer zum 8. Mal stattfindende Festival M.E. Sommerkonzerte Wienerwald 2018 im Schloß Hunyadi in Maria Enzersdorf (4. bis 15. Juli). Mit Abenden des Mozart Trio, dem Auner Quartett, der von Daniel Auner geleiteten Camerata Hunyadi. Ein groß besetztes Musikseminar mit jungen Musikern aus aller Welt wird dazu ebenfalls noch geboten. Und für den Herbst ist für diese Wiener Wienerwald-Musikbotschafter eine große Asien-Tournee angesagt.

 

Meinhard Rüdenauer

 


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