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ERWARTETER ABSCHIED – ZUR TRENNUNG DER WR. FESTWOCHEN VON TOMAS ZIERHOFER-KIN

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ERWARTETER ABSCHIED – ZUR TRENNUNG DER WR. FESTWOCHEN VON TOMAS ZIERHOFER-KIN

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Eigentlich ist spätestens seit dem Interview mit der neuen Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Mittagsjournal am vergangenen Samstag erwartet worden, dass der Vertrag mit Festwochenintendant Thomas Zierhofer-Kin gelöst werden wird. Frau Kaup-Hasler meinte nämlich, dass, wenn sie mit der Leitung einer Institution für die sie verantwortlich ist, nicht zufrieden ist, die Politik zum handeln gezwungen ist. Und dass sie mit ihm nicht zufrieden ist, war klar, hat sie sich doch seinerzeit selbst für diese Position beworben und somit sicher ziemlich klare Vorstellungen über die Ausrichtung. Diese dürften offenbar jenen von Zierhofer-Kin diametral entgegengesetzt sein. Was ich allerdings nicht erwartet habe war, dass das so schnell passiert, also noch bevor die Auslastungszahlen dieses Jahres vorliegen. Ich möchte jetzt nichts über die  künstlerische Ausrichtung schreiben, das hat Kollegin Wagner in nahezu aufopfernder Vollständigkeit in den letzten beiden Jahren getan, sondern über seine Grundkonzeption. Er wollte – und hatte dazu wahrscheinlich den politischen Auftrag – eine neues und, wie er ausdrücklich betonte, junges Publikum gewinnen. Allerdings, so wie er es angelegt hat, nämlich das bisherige (treue) Publikum einfach mit einem „Schockprogramm“ zu vetreiben und zu hoffen, dass bei den „Neuen“ sofort die gleiche Anteilnahme da ist, konnte es einfach nicht funktionieren. Er hätte hier behutsam vorgehen und auf zwei Schienen fahren müssen. Einerseits mit einem Programm wie bisher die „Alten“ bei der Stange halten und mit einem Alternativprpgramm auf die gewünschte neue Publikumsschicht zugehen. So etwas gab es nämlich früher schon öfter, z.B. Anfang der 1970er-Jahre die Arena und später das Clown-Festival. Sein größter Fehler war sicher die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit den beiden grossen Wiener Konzertveranstaltern (Gesellschaft der Musikfreunde, Konzerthausgesellschaft), auch wenn zugegebenermaßen in  den letzten Jahrzehnten kaum mehr ein inhaltlicher Gleichklang gegeben war. Ich finde die Entscheidung der Kulturstadträtin jedenfalls politisch durchaus mutig, denn aus dem linken Eck der Kultrucommunity wird es sicher Proteste geben. Wer immer jetzt Zierhofer-Kins Nachfolger wird, sie/er hat die Aufgabe, wieder Festwochen für alle Publikumsschichten zu machen. Ganz wichtig wäre es auch, die besagten Konzertveranstalter wieder ins Boot zu holen und vielleicht auch wieder eine inhaltliche Zusammenarbeit mit diesen zustande zu bringen.

Heinrich Schramm-Schiessl


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