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MÖRBISCHER SEEFESTSPIELE 2018

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Mörbischer Seefestspiele 2018:

Kultur & Kulinarium und eine Supergeige 


Die Supergeige. Copyright: Seefestspiele Mörbisch/Jerzy Bin

Eine echte Stradivardi? Nein. Eine edle Guarneri? Nein. Eine fesche Burgenländerin …. ? Ja, eine Mörbischer Erfindung! Riesig groß. Spektakuläre 45 x 11 Meter lang und hoch. Gibt aber keinen Ton von sich. Etwas Holz, viel Styropor, Polyester und, und …. ist schon klar: Diese Supergeige ist gewiss kein Naturprodukt. Aus einer Kunststoffgeige könnten sehr wohl auch Töne heraus purzeln. Dies wäre aber heute gängiger Computer-Sound. Technik braucht man hier zwar auch, um die Stimmen der Sänger in der weiten Arena hörbar zu machen. Doch die Seefestspiele unter der neuen Leitung von Peter Edelmann wollen anders gepolt sein: „Wir sind gerne Botschafter der Operette und werden diese urösterreichische Musikgattung auch in Zukunft im Sinne ihrer Komponisten pflegen.“

Also, alle Besucher, welche diese Operetten-Pilgerfahrt zum Ufer des Neusiedlersese antreten, dürfen aufatmen. Unsere Mörbischer Mariza 2018 ist weder ein Kreativ– noch ein Naturprodukt: Die Aufführung hält sich an das durch all die Jahrzehnte zuvor  gepflegte Mörbisch-Niveau, seriös passend in die Norm, eine ansprechende Schönproduktion, ohne durch eine Nerven erregende Hochspannung gefährdet zu sein. 

Regisseur Karl Absenger klärt auf: „Die Geige ist Symbol der Liebe! Als Ausdruck von Sehnsucht, Hoffnung und Verlangen.“ Und ein Verlangen gibt es beim Publikum ganz sicher, nicht allzu sehr entstellte Operetteninszenierungen vorgesetzt zu bekommen. Klar auch, dieses von Bühnenbild-Zauberer Manfred Waba entworfene und für die Mörbisch-Werbung so ideale Monsterding muss sich, so wie das Trojanische Pferd, einmal auch öffnen. Stimmt! Keine Blumenwiese breitet sich für die so zündenden Melodien des Emmerich Kálmán auf diesem Riesenboden aus – auf dem ländlichen Schlossgut der steinreichen Mariza mit noblem Interieur und toller Bibliothek lässt sich in der schier endlosen Weite des Raumes so richtig echt charmanter Operettencharme nicht gerade leicht einfangen.

Sänger Peter Edelmann, als künstlerischer Direktor frisch bestellt, um nach einigen internen Turbulenzen zuletzt und nach dem Einbruch beim Kartenverkauf in einem neuen Versuch wieder mehr Besucher in die Riesenarena zu locken, präsentierte sich am Premierenabend sehr sympathisch und in keinster Weise überheblich. Er deklarierte klar, dass es, um ein breites Publikum anzusprechen, bei der geistigen Einstellung wie schon anno dazumal bleiben muss: Es gibt etwa neun, zehn klassische Operetten, mit denen man auf Nummer sicher bezüglich des Kartenverkaufs gehen kann. So ist es schon vor 30, 40 Jahren gewesen und so ist es geblieben. Ohne kreative Sternstunden in diesem Genre – nicht nur am Neusiedlersee, sondern in ganz Österreich.

Edelmann ließ dabei nicht unbetont, dass es bei solch einer aufwändigen Tourismus-Kultur sehr wohl um das gute Geld geht. Und um die zurecht gefragten Produkte der Weinbauern dieser Region – eh klar! Und somit werden die Besucher rundum umworben. Genussmeile heißt es hier am Weg zum Sitzplatz Schritt für Schritt: Kultur & Kulinarium, Wein & Operette, die Wunderbar ….. Nicht nur der verführerische Schmelz von Kálmáns „Grüß mir die reizenden Frauen im schönen Wien!“ oder das abschließende Feuerwerk, auch solch ein beseligendes Genießen sollte Herz und Erinnerungen der Besucher beglücken.


Vida Miknevicuite. Copyright: Jerzy Bin

Info: www.seefestspiele-moerbisch.at

www.wein-moerbisch.at

www.food-affairs.at

Meinhard Rüdenauer


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